Ernst Bloch
(geb. 1885 in Ludwigshafen am Rhein – gest. 1977 in Tübingen)
„Das Problem der Freiheit ist ihre Vieldeutigkeit.“ *
Ernst Bloch, ein marxistisch inspirierter Philosoph, kritisierte die bürgerliche Gesellschaft – und hoffte auf eine gerechtere Welt.
Ernst Bloch wuchs im Deutschen Kaiserreich als Sohn eines Eisenbahnangestellten in einer pfälzisch-jüdischen Familie auf. Die jüdische Religion spielte im Hause Bloch keine nennenswerte Rolle. Schon früh empörte ihn der Kontrast zwischen der proletarischen Lebenswelt seiner Heimatstadt Ludwigshafen und dem nah gelegenen bürgerlichen Mannheim.
Zur Zeit des Ersten Weltkriegs fiel Bloch als engagierter Kriegsgegner auf, überwarf sich deshalb mit vormaligen Freunden und immigrierte schließlich in die Schweiz. Im Zuge der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er ausgebürgert, und siedelte – wie seine Denkerkollegen Horkheimer und Adorno – in die USA über. Hier engagierte er sich im publizistischen Kampf gegen das NS-Regime und schrieb sein philosophisches Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“.
Im Jahr 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, ließ sich in der DDR nieder und nahm eine Lehrstelle in Leipzig an. Sein Glaube an das emanzipatorische Potenzial des Sozialismus aber sollte enttäuscht werden. Im Rahmen des ungarischen Volksaufstandes von 1956 äußerte Bloch Kritik am Vorgehen Moskaus sowie an der Parteiführung der SED. Kurz darauf folgte seine Zwangspensionierung.
Bloch siedelte in den Westen über, engagierte sich für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und gegen den Krieg in Vietnam. Sein utopisches Programm einer befreiten Gesellschaft sowie die leidenschaftlich beschworene Hoffnung auf das „Noch-Nicht-Gewordene“, das dem Menschen in der Gegenwart die Richtung weisen möge, machten Ernst Bloch zu einer Schlüsselfigur der 68er-Bewegung.
* Bloch, E., Gesamtausgabe, Bd. 5, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt a.M. 1959.


"The problem of freedom is its ambiguity." *
Ernst Bloch, a Marxist-inspired philosopher, criticised bourgeois society—and hoped for a fairer world.
Ernst Bloch grew up in the German Empire as the son of a railway employee in a Palatinate-Jewish family. The Jewish religion did not play a significant role in the Bloch family home. Early on, he was outraged by the contrast between the proletarian environment of his hometown of Ludwigshafen and nearby bourgeois Mannheim.
At the time of the First World War, Bloch attracted attention as a committed opponent of the war, resulting in his falling out with former friends and his eventual immigration to Switzerland. In the course of the National Socialists’ seizure of power, he was expatriated and—like fellow thinkers Horkheimer and Adorno—moved to the USA. Here, he became involved in the journalistic struggle against the Nazi regime and wrote his philosophical magnum opus, Das Prinzip Hoffnung (The Principle of Hope).
In 1949, he returned to Germany, where he settled in the GDR and took on an apprenticeship in Leipzig. His belief in the emancipatory potential of socialism, however, was to be met with disappointment. Referencing the Hungarian Uprising of 1956, Bloch expressed criticism of Moscow’s actions and the party leadership of the SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, Eng.: Socialist Unity Party of Germany). Shortly thereafter, he was forced into retirement.
Bloch moved to the West and became committed to a critical examination of National Socialism and against the war in Vietnam. His utopian programme of a liberated society as well as his passionately invoked hope for the „not-yet-become“, intended to provide a directive to people of the present, made Ernst Bloch a key figure in the political youth movement of 1968.
* Bloch, E., Complete Edition, Vol. 5, Das Prinzip Hoffnung (The Principle of Hope), Frankfurt/Main. 1959.