Modulübersicht 1: Toleranzwerkstatt 1: Wie wollen wir miteinander leben?

Einleitungstext 

Die Teilnehmenden (TN) reflektieren eigene Verständnisse und Erfahrungen in Bezug auf (In-)Toleranz und setzen sich kritisch mit individuellen Perspektiven und Wertevorstellungen in der Gesellschaft auseinander. Sie hinterfragen einseitige Wahrnehmungen sowie kulturalistische Sichtweisen oder Wir-Ihr-Konstruktionen und reflektieren eigene Vorurteile und den Zusammenhang von Identität und Zugehörigkeit bei der Herausbildung eigener Bilder, Wahrnehmungen und Haltungen.

Sie setzen sich mit ihren und fremden Idealvorstellungen über ein durch Toleranz und Vielfalt geprägtes Zusammenleben auseinander und erfahren sich im Kleinen als Akteur:innen auf dem Weg dorthin.

Allgemeine Informationen 

Konzeptioneller Zugang 

Toleranz im heutigen Verständnis bildet eine zentrale Basis für ein Miteinander der Vielen. Sie ermöglicht eine Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Überzeugungen und Lebensweisen. Zusammenleben bedeutet, dass Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Auffassungen in einer Gemeinschaft nebeneinander und miteinander leben und interagieren. Wenn man Haltungen, Erfahrungen und Positionen gegenübersteht, die anders als die eigenen sind, können sich Missverständnisse oder Konflikte ergeben. Solche Konflikte haben Auswirkungen auf das Verständnis vom „Ich“, „Wir“ und auf Bilder, die „die Anderen“ betreffen. Sich mit etwas zu identifizieren oder von etwas abzugrenzen, ist Teil dieser Prozesse. Damit einher gehen auch diverse Emotionen. Ein konstruktiver Umgang mit Verschiedenheiten in einer vielfältigen Gesellschaft erfordert daher immer auch die Auseinandersetzung mit sich selbst. Dabei sind auch die eigenen Ideale nicht fest und beständig, sondern wandelbar und von vielen Faktoren beeinflusst, die das eigene Fühlen, Denken oder Handeln bestimmen. Empathie für andere Lebensrealitäten und Ideale hilft dabei, nicht nur die eigene Perspektive im Blick zu haben, wenn es darum geht Ideen für das Miteinander zu entwickeln. Hier spielt Toleranz eine große Rolle und gleichzeitig ist es wichtig zu verstehen, dass sie auch ihre Grenzen haben kann. Es geht darum, miteinander auszuhandeln, was „richtig“ ist und was als „normal“ wahrgenommen wird, ohne dabei Machtungleichheiten und Diskriminierungen zu reproduzieren. Dies ist besonders herausfordernd, da Individuen in ihrer eigenen Perspektive stets eingeschränkt sind.

Jeder Mensch ist ein Individuum mit verschiedenen Eigenschaften, Wertvorstellungen und Prägungen. „Wer bin ich, was ist mir wichtig, was macht mich aus und wie werde ich von anderen wahrgenommen?“ sind Fragen, die zur Herausbildung des Selbstbilds und der Persönlichkeitsentwicklung gehören. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen erfordert ein Bewusstsein dafür, wie schwierig Aushandlungsprozessen sind und welche Auswirkungen sie auf vielfältigen individuellen Ebenen haben können.

Mit unserem Bildungsangebot möchten wir die Sprach- und Diskursfähigkeit der TN fördern und Kinder im Grundschulalter dazu motivieren, sich mit Toleranz als eine aktive und soziale Haltung auseinanderzusetzen. Ein Engagement für Toleranz im Sinne eines werte- und handlungsorientierten Verständnisses bedeutet nicht, dass die Ansichten und Handlungen anderer unkritisch gutgeheißen werden müssen. Vielmehr geht es darum, sich den Grenzen von Toleranz bewusst zu sein, auf deren Basis ein friedliches und respektvolles Miteinander möglich ist. Dabei gehen wir von Individuen aus, die ihre ganz eigenen Geschichten mitbringen und sich in ihrer Individualität begegnen. 

Lernziele

Die TN reflektieren eigene Bilder, Wahrnehmungen und Interpretationen von sich und anderen. Sie lernen relevante Begriffe rund um die Themen Toleranz und Vielfalt kennen und erweitern ihre Perspektiven auf das Miteinander in der Migrationsgesellschaft. Die TN setzen sich mit Fakten und Zahlen auseinander, die exemplarisch aufzeigen, wie divers unser Miteinander ist und lernen eigene Rechte und Rechte aller kennen, die diese Vielfalt schützen und fördern.

Die TN verstehen, dass Wertvorstellungen von persönlichen Erfahrungen sowie sozialen und kulturellen Faktoren geprägt sind und lernen insbesondere damit umzugehen, dass ihre Vorstellungen nicht immer von allen geteilt werden. Sie lernen in einem Gruppenprozess eigene Standpunkte zu vertreten und auszuhandeln, welche Grundlagen ihnen für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft wichtig sind. Dabei werden sie insbesondere darin bestärkt, auch Vorstellungen anderer Gehör und Raum zu verschaffen. Sie verbalisieren dabei stets eigene und gemeinsame Vorstellungen von einer toleranten und gerechten Gesellschaft.

Die TN erweitern anhand ausgewählter Beispiele niedrigschwellig ihr Wissen über Zugehörigkeiten und zugeschriebene Identitäten und deren Auswirkungen auf das Alltagserleben von Individuen und Gruppen in einer diversen Gesellschaft – früher und heute. 

Sie erkennen Emotionen als Teil des Prozesses an und können sie so kanalisieren, dass sie wertschätzende Kommunikation, Empathie und Perspektivwechsel ermöglichen. 

Foto von Natalie Pedigo auf Unsplash

Infobox

Material

-Material-Download
-Kreppband oder Magnete
-Stifte
-Moderationskarten/ Post-Its
-A4 Blätter/ Flipcharts
-Beamer/ Smartboard
-Redegegenstand
-Etwas zum Verbinden der Augen z.B. ein Tuch

Zeit

3 Stunden mit zwei kurzen Pausen

Ab 8 Jahren