Methode 3: Aushand­lungsbe­griffe in Kleingrup­pen

Impulsbegriffe "Werte, die mir wichtig sind"

Lernziele 

Die TN reflektieren, welche Werte ihnen in ihrem im Leben wichtig sind und warum. Sie lernen in einem Gruppenprozess auszuhandeln, welche Grundlagen ihnen für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft wichtig sind, während sie die Notwendigkeit von Kompromissen in gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen erfahren, sich aber auch mit der Frage von Grenzen auseinandersetzen. Sie erkennen und begründen eigene Standpunkte und werden in ihrer Fähigkeit gestärkt, andere Perspektiven einzunehmen. Sie verstehen, dass Wertevorstellungen von persönlichen Erfahrungen sowie sozialen und kulturellen Faktoren geprägt sind. Relevante Fragestellungen können sein: „Wie kommuniziere ich und verhandele meine Standpunkte?“, „In welchen Strukturen bewege ich mich?”, „Aus welcher Position spreche ich?”. Darüber hinaus ermöglicht die Übung, Emotionen wahrzunehmen, sie als Teil des Einigungsprozesses anzuerkennen und sie so zu kanalisieren, dass sie wertschätzende Kommunikation ermöglichen.  

Übung (40 Min) 

Je nach Gruppengröße werden 2er-Teams oder mehrere Kleingruppen gebildet. Jede Gruppe erhält einen Stapel mit Impulskarten und zusätzlich drei unbeschriftete Moderationskarten. Die Teamenden erläutern die Übung: Während der Übung können sich die TN an Leitfragen orientieren, welche die Teamenden in der Vorbereitung auf einem Flipchart visualisieren und phasenweise in die Gruppen geben. 

Schritt 1: Brainstorming & Reflexion zur Verknüpfung der Gegenstände mit Begriffen (10 min) 

Zu Beginn der Übung legen die Teamenden in der Mitte des Raumes Moderationskarten mit Impulskarten/-begriffen aus, die Verbindungen zu den Themen und Inhalten des Workshops aufweisen. Die Frage „Was haben die Begriffe möglicherweise mit den Gegenständen aus der vorherigen Methode zu tun?“ kann ggf. an einer Tafel oder auf einem vorbereiteten Flipchart visualisiert werden. 

Die TN überlegen sich also zunächst, was die Begriffe bedeuten und wo sie Verbindungen zu den zuvor besprochenen oder von ihnen ausgewählten Gegenständen sehen. In einer kurzen mündlichen Runde sammeln die Teamenden die Ideen der TN. Anschließend leiten die Teamenden zur nächsten Phase über. Das Brainstorming dient als Überleitung zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Werten. 

Schritt 2: Ranking der Begriffe in Einzelarbeit & Diskussion in Kleingruppen (15 min)   

Die TN erstellen in Einzelarbeit ihr eigenes Ranking der Impulskarten. Die TN tauschen sich anschließen in Kleingruppen über ihr Verständnis der Begriffe aus und diskutieren, welche der Impulsbegriffe ihnen in ihrem Leben besonders wichtig sind und wie sich das in ihrem Alltag ausdrückt. Anschließend sollen sie die Begriffe je nach Wichtigkeit sortieren und so ein gemeinsames Ranking erstellen.  

Wichtig: Die einzige Anweisung, die sie von Teamenden für das Werte-Ranking erhalten, lautet: “Sortiert die Begriffe so, wie sie euch am wichtigsten sind.” Den TN steht es frei, wie sie die Impulskarten anordnen wollen, z.B. als Reihe von oben nach unten oder links nach rechts, als Pyramide oder als Kreis. Zudem geht es darum, miteinander zu diskutieren und gemeinsam auszuhandeln, wie sie die Begriffe legen wollen und warum. Später können sie auf Moderationskarten Begriffe, die ihnen fehlen, hinzufügen. 

Die untenstehenden Handlungsimpulse und Leitfragen dienen als Orientierung für den Austausch in den Kleingruppen. Dabei ist wichtig, die Schritte und Fragen in der vorgegebenen Reihenfolge zu bearbeiten: 

  1. Sortiert die Begriffe so, wie sie Euch am wichtigsten sind.   
  2. Fallen Euch Beispiele aus Eurem Alltag ein, in denen Euch bestimmte Begriffe besonders wichtig sind oder waren?   
  3. Fällt Euch ein Beispiel aus dem Alltag ein, wo Euch ein bestimmter Begriff verwehrt worden ist?   
  4. Fehlen Euch noch Begriffe, die Euch wichtig sind? Schreibt sie auf Moderationskarten (max. 3 Begriffe) 

Begriffe   

  • Akzeptanz
  • Anerkennung
  • Begegnung
  • Erinnerung
  • Freiheit
  • Gerechtigkeit
  • Gesundheit
  • Gleichheit
  • Gleichwertigkeit
  • Grenzen
  • Haltung
  • Humor
  • Kritik
  • Liebe
  • Macht
  • Menschsein
  • Selbstbestimmung
  • Solidarität
  • Teilhabe
  • Vielfalt
  • Widerspruch
  • Zivilcourage
  • Zugehörigkeit
  • Zukunft

Schritt 3: Präsentation und Zusammenführung im Plenum (15 Min) 

Zum Abschluss präsentieren die Kleingruppen ihre Ergebnisse und reflektieren den Aushandlungsprozess innerhalb der Kleingruppen. Die Teamenden moderieren das Gespräch und stellen Nachfragen zu den jeweils unterschiedlichen Herangehensweisen, Priorisierungen und Positionierungen anhand folgender Fragestellungen: 

  1. Auf was konntet ihr euch gut und schnell einigen? 
  2. Wo ist es euch schwergefallen und wie seid ihr damit umgegangen? 
  3. Wie viel von euren eigenen Priorisierungen der für euch wichtigen Werte wurden in das Gruppenergebnis aufgenommen? 
  4. Welche Argumente anderer haben euch überzeugt oder waren neu für euch? 

Hinweise: 

Die Teamenden können je nach Zeit und Zielgruppe eine Auswahl der Begriffe treffen oder alle Begriffe für die Bearbeitung auslegen. Im Ergebnis können die Werte-Priorisierung und das Anordnen der Begriffe je nach Gruppe unterschiedlich ausfallen (z.B. im Sinne einer Wertepyramide, ein Nebeneinander von Begriffen, ein Kreis etc.). Die Teamenden thematisieren, warum es mehrere richtige Legeformen gibt. An dieser Stelle können die Teamenden daran erinnern, dass die Aufgabenstellung lediglich verlangte, die Begriffe nach Wichtigkeit zu sortieren, den TN aber freistand, die Impulskarten nach Belieben anzuordnen.   

Weiterhin bietet die Methode Möglichkeiten, um hinsichtlich der Priorisierung von Werten differenzierte Sichtweisen zu entwickeln. Als Beispiel können Begriffe wie “Freiheit” oder “Teilhabe” besprochen werden, die je nach Lebenswirklichkeit, gesellschaftlicher Positionierung und Erfahrung unterschiedliche Priorisierung erhalten können. Wichtig ist, dass Teamende bei der Zusammenführung einen offenen Rahmen schaffen, in welchem sensible Themen und persönliche Beispiele besprochen werden können und Emotionen sowie Konflikte als Teil des Einigungsprozesses anerkannt werden.   

Foto von FORTYTWO auf Unsplash

Infobox

Material

- Material-Download: Stapel Impulskarten in mind. vierfacher Ausführung
- Stifte
- Moderationskarten

Zeit

40 Minuten

Ab 14 Jahren