Methode 8: Gruppenarbeit und Rollenspiel zum Wimmelbild

„Tolerance City oder Stadt der Konflikte?!”

Lernziele 

Die TN reflektieren unterschiedliche Arten der Konfliktlösung und lernen, wie sie Konflikte im Alltag auf konstruktive Weise lösen und gleichzeitig Toleranz gegenüber anderen Ansichten und Lebensauffassungen entwickeln können. Die Fähigkeit, eigene innere Konflikte wahrzunehmen, zu verbalisieren und aushalten zu können wird als Grundlage für kritische, emanzipatorische politische Bildung gestärkt. Gleichzeitig werden Diskussionsregeln eingeübt und die Fähigkeit des aktiven Zuhörens gefördert. Differenzen auch bei emotional aufgeladenen Themen aushalten zu können wird hierbei ebenfalls trainiert. Zudem wird thematisiert inwiefern Toleranz in bestimmten Situationen auch an ihre Grenzen kommt und welche Handlunsgoptionen in solchen Fällen zur Verfügung stehen. Durch das Rollenspiel als Teil der Methode üben die TN sich im Perspektivwechsel. 

Schritt 1: Einführung in Wimmelbild „Tolerance City“ und Aufwerfen der Frage „Was ist ein Konflikt?“ im Plenum (5 Min)

Die Teamenden fragen die TN, ob jemand kurz erklären kann, was ein Konflikt ist. Sie können je nach Äußerungen der TN beispielsweise folgende Punkte ergänzen:

• Herleitung aus dem Lateinischen „conflictus“ im Sinne von „Zusammenprallen“ oder „confligere“ für „aneinandergeraten“, „kämpfen“
• Aneinanderprallen von grundsätzlich als gegensätzlich, widersprüchlich oder miteinander unvereinbar erscheinenden Elementen, z.B. Meinungen, Motive, Interessen und Ziele • Beteiligte eines Konflikts können Individuen, Gruppen oder Gemeinschaften sein • unterschiedliche Konfliktarten können sowohl bewusst herbeigeführt oder unbewusst entstehen • Konflikte können auch aus unterschiedlichen Bewertungen eine Situation entstehen

Schritt 2: Gruppenarbeit – Bild-/Konfliktanalyse & Diskutieren von Handlungsansätzen (5 Min):

Die TN teilen sich z.B. durch Abzählen in max. vier Kleingruppen auf. Sie erhalten jeweils pro Gruppe einen Ausschnitt aus dem Wimmelbild, der eine konflikthafte Szene darstellt. Die Szenen sind die Folgenden:

a. Orte des Erinnerns / Stolpersteine
b. Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete / Schmierereien
c. Am Rand der Demo / Slutshaming
d. An der Schule / Person aufziehen/auslachen

Die TN erhalten die Aufgabe, in der Gruppe ihr Bild zu besprechen und zu deuten. Die Teamenden visualisieren als Unterstützung für die Gruppengespräche die dazu gehörigen Leitfragen:

• Situation: Was seht ihr? – Beschreibt die Situation / Szene.
• Ort: Wo spielt sich die Szene ab?
• Beteiligte: Welche Personen sind involviert?
• Konflikt:
o Was ist der Konflikt? – Beschreibt den Konflikt.
o Wie wird der Konflikt im Bild verhandelt?
o Wie würdet ihr die Situation bewerten?

Schritt 3: Gruppenarbeit – Diskussion von Rückschlüssen auf das eigene Alltagserleben und möglichen Handlungsspielräumen bzw. Interventionen (20 Min)

TN tauschen sich in Kleingruppenarbeit aus, ob sie selbst einmal in einer ähnlichen Situation waren (10 Min.). Die Teamenden geben ihnen hierfür ein Arbeitsblatt mit Leitfragen und Arbeitsschritten.
Anschließend überlegen die TN, welche Handlungsmöglichkeiten es in Bezug auf ihr jeweiliges Fallbeispiel des Wimmelbildes gibt (10 Min.).
Dafür reflektieren sie Pro und Contra verschiedener Optionen, wie sie sich zu dem Konflikt verhalten können.
Die TN können ggf. auch eigene Handlungsansätze entwickeln. Hierfür können ihnen folgende Leitfragen helfen:

• Was kann getan werden, um den Konflikt zu lösen oder die Situation zu verbessern?
• Wer ist in der Verantwortung zu handeln?

Schritt 4: Gruppenarbeit – Entwicklung eines Rollenspiels zur Lösung des Konflikts (10 Min)

Die TN entwickeln nun aus ihren gefundenen Handlungsoptionen ein kurzes Rollenspiel von max. 3 Minuten, dass eine Reaktion auf die Person, von welcher der Konflikt ausgeht, thematisiert. Dabei dürfen die Ausgangssituation und die Person, von der der Konflikt ausgeht, nicht verändert werden.

Schritt 5: Präsentation und Diskussion im Plenum (30 Min)

Abschließend spielt jede Gruppe ihr entwickeltes Rollenspiel kurz vor. Die TN sollen sich gegenseitig Feedback zu ihren Rollenspielen geben, jedes Rollenspiel sollte ca. 5 min besprochen werden. Die Teamenden leiten jede Feedbackrunde an, weisen auf die Vielfältigkeit von Handlungsoptionen hin und geben Argumente für verschiedene Ansätze. Erkenntnisse über den Umgang mit Konflikten werden zusammengefasst.
Die Teamenden sollten folgende Handlungsoptionen bzw. Lösungsansätze für Konflikte vorstellen:

• Vermeidung: Ignoranz des Problems, um keinen Konflikt aufkommen zu lassen
• Nachgeben: Die eigene Position aufgeben
• Durchsetzen der eigenen Position
• Kompromiss: Die Konfliktparteien treffen sich in der Mitte und finden so eine gemeinsame Lösung
• Kooperation: Zusammenarbeiten z.B. durch Festsetzen gemeinsamer Ziele und Planen von Schritten, um sie zu erreichen.
• Unterstützung geben (wenn andere betroffen sind) und suchen (wenn ich selbst betroffen bin)
• Solidarität zeigen (füreinander eintreten und Interessen anderer unterstützen)
• Klare Grenzen des „Sagbaren“/ „Machbaren“ setzen z.B. mit Bezug auf bestehende Gesetze ggf. Möglichkeiten wie Anzeigen/ offizielle Beschwerden nutzen

Abschließend kann auch darauf eingegangen werden, wie die TN das Gelernte in ihrem Alltag anwenden können. Es kann auch darauf eingegangen werden, inwiefern die Situationen aus den Rollenspielen Grenzen der Toleranz darstellen und welche Situationen, die solche Grenzen repräsentieren, die TN selbst bereits erlebt haben.

Hinweise:

Die Teamenden unterstützen die TN während der Phasen der Gruppenarbeit beratend und anregend. Die Teamenden sollten darauf achten, dass alle Gruppenleistungen wertgeschätzt werden. Für den Prozess der politischen Bildung ist die abschließende Reflexion und Auseinandersetzung essentiell, da hier die Verknüpfungen des Themas und der im Rollenspiel vorhandenen oder entwickelten Ansätze und Positionierungen mit dem realen Leben der TN stattfindet. Aus diesem Grund sollten bereits während der Präsentationen wichtige Punkte notiert werden, auf die später eingegangen werden soll. Im Rahmen dieser Methode sollte besonders darauf geachtet werden, dass die eingangs besprochenen Kommunikations- und Gruppenregeln beachtet werden.

Foto von Alex Block auf Unsplash

Infobox

Material

- Großes Plakat mit Wimmelbild zum Aufhängen/ kleinere DIN A3 Abzüge mit Wimmelbild/ oder Bild auf Power Point Präsentation (alternativ kleinere Bild-Formate in DIN A4 mit verschiedenen vergrößerten Situationen aus dem Wimmelbild) (Material 5)
- Arbeitsblatt mit Arbeitsschritten und Hinweisen für die Gruppen

Zeit

70 Minuten

Ab 14 Jahren