Argyris Sfountouris

(geb. 1940 in Distomo, Griechenland)

„Erinnerung kann aber nur beginnen, nachdem man die Ereignisse wahrgenommen hat, die ganze Wahrheit des Geschehenen angenommen hat.” *

Argyris Sfountouris hat sich für die deutsch-griechischen Beziehungen und die Anerkennung und Entschädigung von Opfern deutscher Kriegsverbrechen engagiert.

Argyris Sfountouris wuchs im griechischen Dorf Distomo bei Delphi auf. 1944 musste er als Vierjähriger mitansehen, wie seine Eltern und zwei seiner Geschwister zusammen mit 200 Nachbar:innen bei einer Racheaktion von deutschen Soldaten ermordet wurden. Fortan lebte er bei Verwandten und in Kinderheimen. Mit acht Jahren kam er in ein Heim in die Schweiz. Später arbeitete Sfountouris als Lehrer, Physiker, Entwicklungshelfer, Schriftsteller und Übersetzer.

Im Rahmen seiner Möglichkeiten kämpfte er gegen die griechische Militär-Junta der 1960er und 70er-Jahre und erhielt die Schweizer Staatsbürgerschaft. Bis heute engagiert er sich für die Anerkennung des Leids von Wehrmachtsopfern im Zweiten Weltkrieg. Nicht zuletzt verklagte er die Bundesrepublik vor internationalen Gerichten. 2015 hielt er die „Möllner Rede im Exil“ zum Gedenken an die Opfer des rechtsextremen Brandanschlags in Mölln 1992. 2022 wurde Argyris Sfountouris mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Eine Entschädigung als Wehrmachtsopfer aber ist ihm noch immer nicht zuteilgeworden.

* Sfountouris, A., Trauer um Deutschland. Reden und Aufsätze eines Überlebenden, Würzburg 2015, S. 125.

Argyris Sfountouris
Credits: Annick Ramp, NZZ