Erste Hilfe

Die Tipps für unterwegs!

10 Tipps, die dir in schwierigen Situationen Hilfe bieten, dich schützen, oder stärken. Außerdem findest du hier den “Wissensspeicher”, der Begriffe erklärt und einordnet.  Vielleicht hast du auch einen Tipp, den du anderen mitgeben willst? Den kannst du hier hinterlassen. Denn niemand sollte wegschauen, wenn es brenzlig wird!

Tipps

Ich entdecke ein Hassposting. Wie kann ich reagieren?
 

Tipp 1

Ignoriere das Hassposting nicht. Du kannst einzelne Beiträge, Kommentare sowie ganze Profile oder Seiten an die Sozialen Netzwerke melden. Wenn dich eine Person belästigt, kannst du sie blockieren und Hasspostings unter deinen Beiträgen direkt löschen. Kennst du die Person persönlich, kannst du sie auch analog darauf ansprechen. 

Tipp 2

Hasspostings können psychisch sehr belastend sein. Wenn du das Gefühl hast, mit der Situation überfordert zu sein, sprich mit Freund:innen darüber. Du kannst dich auch an eine Beratungsstelle wenden. Unterstützung findest du z.B. bei HateAid oder beim Bündnis gegen Cybermobbing. 

https://hateaid.org/betroffenenberatung/ 

https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/hilfe.html  

Tipp 3 

Hasspostings können strafrechtliche Folgen haben. Hierfür ist es wichtig, die Angriffe mithilfe von Screenshots zu dokumentieren. Auch wenn du die Zeilen lieber schnell löschen würdest: So kann bewiesen werden, dass eine bestimmte Person eine bestimmte Aussage getroffen hat. Der VBRG und andere Beratungsstellen können hierbei helfen.  

https://verband-brg.de/rechtssichere-screenshots/ 

Eine Frau wird sexuell belästigt. Was kann ich tun?

Tipp 1

Sprich die Betroffene an, signalisiere ihr Unterstützung. Es ist wichtig, sich in solchen Situationen nicht alleine zu fühlen. Überlegt gemeinsam, was zu tun ist und wen ihr um Hilfe fragen möchtet, zum Beispiel am Bartresen.

Tipp 2

Möchtest du am liebsten mit einem coolen Spruch reagieren? Doch während du nachdenkst, ist die Situation vorbei? Wichtig ist, deutlich zu machen, dass auch du das Verhalten ablehnst. Du musst nicht besonders witzig sein, das ist sexistisches Verhalten auch nicht.

Tipp 3 

Findet die sexistische Belästigung im Rahmen von Behörden, in der Schule oder bei der Wohnungssuche statt, können sich Betroffene an eine Antidiskriminierungsstelle wenden. Bspw. Bieten das Bündnis Gemeinsam gegen Sexismus und die Initiative Frauen gegen Gewalt e.V. hierbei Hilfe. 

https://www.gemeinsam-gegen-sexismus.de/materialien/ 

 https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/aktionen-themen/make-it-work.html 

Beim Stadtfest wird eine rechte Gruppe aggressiv. Was kann ich tun?

Tipp 1

Wende dich an Beamt:innen vor Ort oder informiere die Polizei unter 110. Nenne deinen Namen, den Ort und beschreibe möglichst ruhig die Situation.

Tipp 2

Falls du nicht alleine bist oder andere Personen auf dem Fest ansprechen kannst, könnt ihr die Gruppe gemeinsam zur Rede stellen. Oftmals sind die Täter:innen bekannt. Macht ruhig, aber bestimmt deutlich, dass ihr das Verhalten nicht toleriert. Wichtig: Gefährdet euch nicht selbst.

Tipp 3

Wenn möglich, dokumentiere die Situation, scheibe auf jeden Fall ein Gedächtnisprotokoll. Die Aufzeichnungen kannst du an eine Opferberatung oder Monitoringstelle geben. Wenn es vor Ort ein „Bündnis gegen Rechts“ gibt, überlegt anschließend gemeinsam, wie ihr mit der Situation umgehen wollt.

Im Bus wird jemand angegriffen. Was kann ich tun?

Tipp 1

Wende dich an die:den Busfahrer:in und fordere sie:ihn auf, die Polizei anzurufen und an-zuhalten. Alternativ kannst du auch direkt 110 wählen. Beschreibe möglichst klar die Situa-tion und den genauen Ort des Angriffs.

In der Broschüre „Was tun nach einem rechten Angriff“ findest du viele weitere Informationen: https://verband-brg.de/vbrg-ratgeber-fuer-betroffene/

Tipp 2

Wende dich an Mitreisende und stelle dich – wenn möglich – zwischen die angegriffene Person und die Angreifer:innen. Gemeinsam könnt ihr einen Ring um die betroffene Per-son bilden. Fordere die Täter:innen ruhig aber bestimmt auf, den:die Betroffene:n in Ruhe zu lassen. Wenn möglich, dokumentiere die Situation mit deinem Smartphone.

Tipp 3

Biete der:dem Angegriffenen deine Unterstützung an: Warte mit ihm:ihr, bis die Polizei oder Rettungsdienste vor Ort sind und stelle dich als Zeug:in zur Verfügung. Frage die:den Angegriffenen, was sie sich jetzt wünscht, und stelle sicher, dass sie nicht alleine bleibt. In-formiere sie:ihn über die Unterstützung durch Opferberatungsstellen und kontaktiere die Beratungsstelle. Nicht vergessen: Schreibe ein Gedächtnisprotokoll des Vorfalls.

In meinem Umfeld radikalisiert sich jemand. Was kann ich tun?

Tipp 1

Wenn jemand andere als „Ungläubige“ abwertet oder versucht, ihnen die eigene Religion aufzuzwingen, können das Zeichen für eine religiös begründete Radikalisierung sein. Wichtig ist, in Ruhe zu klären, ob es wirklich um (z.B. islamistische) Radikalisierung oder nur Hinwendung zu einer Religion geht. Die Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus hilft, dabei Unterstützung zu finden.

Tipp 2

Kinder wollen sich ihre eigene Meinung bilden und gehört werden. Wenn sie sich dabei mit rechtsextremen Inhalten identifizieren, kann das für Eltern sehr belastend sein. Wichtig ist es, den offenen Dialog auf Augenhöhe zu suchen, Interesse zu zeigen, aber auch Grenzen gegenüber intoleranten Äußerungen zu verdeutlichen.

Ein Kind wird in der Schule ausgegrenzt. Was kann ich tun?

Tipp 1

Unterstütze die ausgegrenzte Person: Frage sie, wie du helfen kannst. Manchmal ist zuhören und da sein schon genug.

Tipp 2

Finde Verbündete in der Gruppe und sprecht euch gemeinsam gegen die Ausgrenzung aus. Gemeinsam seid ihr stärker!

Ein Mensch mit einer sog. geistigen Behinderung wird ausgelacht, angepöbelt oder missachtet. Was kann ich tun?

Tipp 1

Wenn Ihnen diese Situation passiert, versuchen Sie sich Hilfe zu holen und sich zu trauen, andere Menschen, die die Situation gesehen haben, direkt anzusprechen, um zu helfen.

Tipp 2

Wenn Sie die Situation im Rahmen von Behörden, in der Schule, bei der Wohnungssuche oder bei der Arbeit erleben, können Sie sich an eine Antidiskriminierungsstelle oder an ein*n Behindertenbeauftragte:n wenden. Die gibt es für alle Bundesländer, auch bei vielen Beratungsstellen.

Tipp 3

Wenn Sie eine solche Situation beobachten, sprechen Sie den Menschen mit Behinderung an, signalisieren Sie ihre Unterstützung. Es ist wichtig, sich in solchen Situationen nicht allein zu fühlen. Überlegen Sie gemeinsam, was zu tun ist und wen ihr um Hilfe fragen möchtet.

Am Küchentisch fallen intolerante Parolen. Wie kann ich reagieren?

Tipp 1

Mache deine Meinung zu der Äußerung ruhig aber bestimmt deutlich. Signalisiere den Beteiligten am Tisch: „Ich bin nicht einverstanden“. Aber: Wenn du nicht willst, musst du nicht diskutieren. 

Tipp 2

Überlege, ob du inhaltlich in eine Diskussion einsteigen möchtest. Manchmal ist das überfordernd. Gleichzeitig ist nicht jede Äußerung am Tisch mit Bedacht gewählt. Du kannst die Person durch Nachfragen herausfordern, selbst über die Konsequenzen ihrer Aussagen nachzudenken. 

Tipp 3

Falls eine weitere Person sich gegen Intoleranz ausspricht, unterstütze sie. Es ist gut, sich gegenseitig zu bestärken. In einer gemeinsamen Diskussion ist es einfacher, die Beweggründe für intolerante Positionen herauszufinden und deren Argumentationslinien zu entkräften. 

Meine Kolleg:in äußert sich immer wieder queerfeindlich. Was kann ich tun?

Tipp 1

Dokumentiere die Äußerungen und lasse sie nicht unkommentiert stehen. Versuche dabei ruhig und klar gegenüber der:dem Kolleg:in zu thematisieren, warum die Äußerungen verletzend sind. Suche dir auch Unterstützung bei Kolleg:innen und Vorgesetzten. Lokale LGBTQIA+ Verbände können dich in deiner Argumentation beraten. 

Tipp 2

Bei wiederkehrenden Vorfällen suche dir Unterstützung bei Betriebsräten, Supervisor:innen und/oder Gleichstellungsbeauftragen deiner Arbeitsstelle. Weitere professionelle Hilfe findest du auch bei städtischen Gleichstellungs- oder Antidiskriminierungsbeauftragten, bei örtlichen Antidiskriminierungsstellen und LGBTIQA+ Beratungen. 

Tipp 3

Vielleicht ist es sinnvoll und möglich, mit Hilfe deiner Vorgesetzten und Kolleg:innen eine Fortbildung zu Themen von Antidiskriminierung und Diversität zu organisieren. Auch hier können dich lokale Beratungsstellen und Organisationen auf Angebote verweisen. 

Wissensspeicher

Rechte Strukturen sind bundesweit und international miteinander vernetzt und unterstützend tätig.

Rechtsextremismus wird oft pauschal als ostdeutsches Phänomen wahrgenommen. Der Fokus sollte aber auf bundesweiter Vernetzung im Engagement gegen Rechts liegen. Beispielsweise hat die rechte Initiative „Zusammenrücken Mitteldeutschland“ bei Leipzig, deren Leitfigur Christian Fischer aus Niedersachsen kommt, vor allem Westdeutsche als Zielgruppe, die hier das vermeintlich „ausländerfreie“ und konservative Idyll suchen. Ein weiteres Beispiel ist das „Hotel Neisseblick“ in Ostritz, an der Grenze zu Polen. Seit 1993 gehört es einem Ex-Mitglied der Republikaner und wird für NPD-Treffen sowie rechtsextreme Sport- und Familienfeiern genutzt, z.B. das „Schild- und Schwert-Festival“ im Jahr 2018. Auch das NSU-Terrornetzwerk mordete in beiden Teilen Deutschlands durch die Mithilfe lokaler Unterstützer:innen.

Der Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus wird als Holocaust (aus dem Griechischen, ‘Brandopfer’) oder Schoah bezeichnet. Schoah ist hebräisch und bedeutet „Unheil“ und „große Katastrophe“.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen 1933 begann die Demütigung, Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und in allen von Deutschen besetzten europäischen Ländern. Juden:Jüdinnen wurden zunehmend durch Gesetze und Verordnungen ausgeschlossen. Es folgten die Einweisung in örtliche Konzentrationslager und schließlich die Deportation in die deutschen Vernichtungslager in Polen. Ab Sommer 1941 begannen die Massenerschießungen von Jüdinnen:Juden. Der industriell organisierte Massenmord erfolgte dann in den Gaskammern der Vernichtungslager Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Belzec und Chelmno.  Mindestens sechs Millionen Juden:Jüdinnen wurden in dieser Zeit ermordet.

 

Literatur:

Wolfgang Benz (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1996

Michael Wildt, Massenmord und Holocaust, Informationen zur politischen Bildung, online https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/nationalsozialismus-krieg-und-holocaust-316/151942/massenmord-und-holocaust/

Als Holocaust-Leugnung werden Aussagen bezeichnet, die behaupten, dass der Holocaust/ die Schoah nicht stattgefunden habe oder zumindest völlig übertrieben sei.

Diejenigen, die den Holocaust leugnen und ihn als „jüdische Propaganda“ bezeichnen, versuchen die Tatsache des Mords an Jüdinnen und Juden mit angeblich wissenschaftlichen Beweisen zu widerlegen.

Da der Holocaust aber eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache ist, werden Dokumente erfunden oder aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen als Beweise angeführt. Dies geschieht mit plumpen Methoden, falschen Zahlen und gefakten Gutachten. Der Holocaust wird auch geleugnet, wenn behauptet wird, es seien „nur“ wenige Menschen ermordet worden oder es habe keine Massenerschießungen von Juden:Jüdinnen oder keine Gaskammern gegeben. Die Leugnung des Holocaust ist in Deutschland seit 1985 strafbar.

Literatur:

Brigitte Bailer-Galanda/Wolfgang Benz/ Wolfgang Neugebauer, Die Auschwitzleugner. „Revisionistische“ Geschichtslüge und historische Wahrheit, Berlin 1996

Deborah E. Lipstadt: Betrifft: Leugnen des Holocaust, Zürich 1998

Wolfgang Benz (Hrsg.), Legenden. Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte, München 1992

Juliane Wetzel, Die Auschwitzlüge, in: Wolfgang Benz/Peter Reif-Spirek (Hrsg.), Geschichtsmythen. Legenden über den Nationalsozialismus, Berlin 2003, S. 27-41.

Unter einer Verzerrung des Holocaust werden Äußerungen verstanden, die die bekannten historischen Fakten entschuldigen, verharmlosen oder falsch darstellen.

Die Verzerrung leugnet zwar nicht die Fakten des Holocaust an sich, entschuldigt oder minimiert jedoch die Zahl der Opfer, stellt Fakten falsch dar oder relativiert seine Bedeutung. Dies erfolgt heute vor allem in den Sozialen Medien und ist im Unterschied zur Holocaust-Leugnung schwerer zu erkennen. Während der Corona-Pandemie verglichen sich Demonstrant:innen mit den jüdischen Opfern des Holocaust. In anderen Fällen wird der Begriff Holocaust verwendet, um öffentlich drastisch auf bestimmte gesellschaftliche Fragen hinzuweisen, wie etwa „Klima-Holocaust“, „Abtreibungsholocaust“ oder „Bomben-Holocaust“. Jede Verzerrung, ob absichtlich oder unabsichtlich, nährt Antisemitismus und kann zu Gewalt gegenüber Juden und Jüdinnen führen.

 

Literatur:

International Holocaust Remembrance Alliance, Holocaustverfälschung und -verharmlosung erkennen und bekämpfen, https://www.holocaustremembrance.com/de/resources/reports/recognizing-countering-holocaust-distortion-recommendations

https://www.againstholocaustdistortion.org/

OSZE, Umgang mit Leugnung, Verzerrung und Verharmlosung des Holocaust, https://www.osce.org/files/f/documents/4/7/475304.pdf

Umgang mit Holocaust-Verzerrung in den Sozialen Medien. Leitlinien und Empfehlungen für Gedenkstätten und Museen, https://holocaust-socialmedia.eu/wp-content/uploads/Umgang-mit-Holocaust-Verzerrungen-in-den-Sozialen-Medien.pdf

Unter Hasskriminalität werden Straftaten erfasst, die durch Vorurteile motiviert sind. Dazu gehört sowohl körperliche und psychische Gewalt wie auch Vandalismus gegen Orte, die für die betroffenen Gruppen sehr wichtig sind.

Der Begriff Hasskriminalität entstand in den USA. Dort erreichten in den 1980er Jahren Aktivist:innen, dass Straftaten gegen historisch diskriminierte Gruppen schärfer verurteilt werden. In Deutschland wurde 2015 beschlossen, die Perspektive der Betroffenen stärker zu berücksichtigen und höhere Strafen zu verhängen, wenn menschenverachtende Beweggründe nachgewiesen werden können. Im Jahr 2021 wurde das Gesetz erweitert, unter anderem um Bedrohungen im Internet. Hasskriminalität sendet immer auch eine Botschaft an die Betroffenen, an Gruppen, denen sie vermeintlich angehören, und die Gesellschaft als Ganze. Es geht den Täter:innen darum, Angst zu verbreiten und gesellschaftliche Gruppen auszugrenzen.

Der Islamische Staat (IS) ist eine terroristische islamistische Organisation, die ihre eigene Auslegung des Islams durchsetzen möchte.

Nachdem der IS große Gebiete im Irak und in Syrien erobert hatte, rief er 2014 in dieser Region das „Kalifat” aus und ging dort brutal gegen Nicht-Muslim:innen, Andersdenkende und Muslim:innen mit anderer Islamauslegung vor. Viele Menschen wurden durch den IS misshandelt, versklavt, getötet oder vertrieben.

Der IS hat weltweit Anhänger:innen rekrutiert, u. a. in den Sozialen Medien. Sie haben zahlreiche Anschläge verübt, z.B. den Anschlag im November 2015 im Bataclan in Paris, bei dem über 130 Menschen starben.

Eine internationale Militärkoalition bekämpfte den IS, sodass dieser die meisten der von ihm eroberten Gebiete bis 2019 wieder verlor und Einfluss einbüßte. Er gilt weiterhin als Gefahr, da er nach wie vor Anhänger:innen hat.

Islamismus ist eine Sammelbezeichnung für eine religiös begründete Ideologie, die mit absolutem Wahrheits- und Herrschaftsanspruch vertreten wird, aber von dem Großteil der Muslim:innen abgelehnt wird.

Islamist:innen begründen diese politische Ideologie mit dem, was sie als den „wahren Islam” verstehen. Der Glaube soll nicht nur persönlich gelebt, sondern eine soziale und politische Ordnung auf Grundlage ihrer Koran-Interpretation eingeführt werden.

Ein Kerngedanke des Islamismus ist, dass Staatsgewalt ausschließlich von Gott (Allah) ausgehen kann. Islamist:innen lehnen Werte wie Toleranz gegenüber Andersdenkenden und die Menschenrechte oftmals ab.

Islamismus umfasst diverse Gruppierungen, deren Ziele und Strategien sich unterscheiden. Einige Gruppen, wie z.B. der „Islamische Staat“ (IS) greifen selbst zu terroristischen Methoden. Andere lehnen Gewalt ab und versuchen, ihre Ziele durch politische Beteiligung zu erreichen.

Neue Rechte ist eine Sammelbezeichnung, mit dem Ziel, sich von der alten Rechten” abzugrenzen. Dabei sind Unterschiede zum klassischen Rechtsextremismus verschwindend gering.

Vertreter:innen der „neuen Rechten” berufen sich auf die „Konservative Revolution”, also auf rechtsnationale Intellektuelle aus der Zeit der Weimarer Republik, die als Vordenker:innen des Nationalsozialismus gelten. Sie wollen die Errungenschaften liberaler Gesellschaften abschaffen. Dabei machen sie sich genau diese zunutze, um Räume für sich zu beanspruchen. Sie brechen gezielt vermeintliche gesellschaftliche Tabus und nutzen so die Meinungsfreiheit, um Rassismus, LGBTQIA+-Feindlichkeit und Antisemitismus zu normalisieren. Dabei steht die „neue” ebenso wie die „alte” Rechte für Flüchtlingsfeindlichkeit, Antifeminismus, Islamfeindlichkeit, Homo- und Trans*-Feindlichkeit und ist in Teilen antisemitisch.

Rechte Landnahme ist die strategische Raumnahme durch rechtsextreme Strukturen. Ziel ist es, bestehende Netzwerke zu unterwandern und eigene zu schaffen.

Für rechte Landnahme ist der ländliche Raum wegen seiner schwachen Infrastruktur, dem geringem Ausländer:innenanteil und günstigen Immobilienpreisen attraktiv. Die vorhandene Dorfgemeinschaft lebt oft traditioneller als Menschen in der Großstadt, engagierter Zuwachs ist willkommen. Dies erleichtert die Etablierung rechtsextremer Strukturen.

So werden ganze Ortschaften eingenommen, wenn Zivilgesellschaft und Politik untätig bleiben.

Das Erscheinungsbild von Neonazis hat sich gewandelt. Dies macht ein Erkennen schwer und sie werden in der Nachbarschaft als „ganz normale Leute“ wahrgenommen.

Ihre traditionellen Feste wirken harmlos, stellen sich aber oftmals als große Vernetzungstreffen heraus. Dort entstehen politische Verbindungen und Unterstützung wird ausgebaut.

Der Begriff Empowerment kommt aus dem Englischen und bedeutet Ermächtigung. Er zielt darauf ab, Menschen zu befähigen, mit den eigenen Ressourcen ihre soziale Lebenswelt selbst zu gestalten.

Mit Empowerment werden Strategien und Maßnahmen bezeichnet, die vorhandene Stärken und Ressourcen von Menschen herausstellen und fördern. Empowerment bezeichnet dabei sowohl den Prozess der Selbstbemächtigung als auch die professionelle Unterstützung von Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Interessen sollen (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt vertreten werden. Das Konzept entstammt der US-amerikanischen Gemeindepsychologie und beeinflusst heute viele Bereiche der Sozialen Arbeit und Bildung, der Gesundheitsförderung und der Entwicklungszusammenarbeit.

Antifeminismus richtet sich gegen feministische Anliegen wie die Umsetzung von Gleichberechtigung oder die Stärkung weiblicher Selbstbestimmung.

Antifeminist:innen richten sich pauschal, aktiv und oft organisiert gegen Feminismus als politische und gesellschaftliche Bewegung – das geschieht vereinzelt in Internet-Diskussionen, aber auch organisiert in Parteien oder anderen Gruppierungen. Dabei ist Antifeminismus so alt wie der Kampf um Gleichberechtigung. So versuchten vor mehr als 100 Jahren Antifeminist:innen das Wahlrecht für Frauen zu torpedieren. Auch heute geht es ihnen im Kern darum, Frauen eine Rolle in der Gesellschaft zuzuweisen: Sie sollen sich um die Familie kümmern, die als „Keimzelle der Nation” betrachtet wird. Aktuell zeigt sich Antifeminismus auch als Anti-Gender-Mobilisierung. Diese richtet sich auch gegen die Vielfalt sexueller Lebensweisen und Identitäten.

Damit werden Familienstrukturen bezeichnet, die die völkisch-nationale Ideologie in all ihren Grundsätzen ausleben, erhalten und an die nächsten Generationen weitergeben möchten.

Menschen mit dieser Weltanschauung verstehen sich einer „Volksgemeinschaft“ zugehörig. Sie lehnen individuelle Lebensentwürfe und Erscheinungsformen der Moderne ab. Sie leben in klassischen Rollenbildern, abseits staatlicher Strukturen. Frauen unterstützen ihren Mann, gebären möglichst viele Kinder und sind für deren völkische Erziehung zuständig. Völkische Menschen engagieren sich ehrenamtlich in vorhandenen oder eigens gegründeten Strukturen. Ihre Ideologie wird meist erst sichtbar, wenn sie sich schon in die Gesellschaft integriert haben. Ihre Strategie zielt auf eine langfristige Wirkungsweise, die Vormachtstellung und den politischen Einfluss vor Ort ab.

LGBTIQA+ ist eine Abkürzung, die möglichst viele Menschen unterschiedlicher Sexualität und Geschlechtsidentität sichtbar machen soll. Häufig werden diese Menschen diskriminiert.

Früher wurde oft nur über Lesben (L) und Schwule bzw. Gays (G), also gleichgeschlechtlich begehrende Männer und Frauen, gesprochen. Betroffen sind aber auch: Bisexuelle Menschen (B) deren Begehren sich nicht auf ein Geschlecht begrenzt. Trans*Menschen (T) deren Geschlecht nicht dem entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Intergeschlechtliche Menschen (I) deren Körper nicht der medizinischen Norm von „eindeutig männlich oder „eindeutig weiblich“ entsprechen. Queere Menschen (Q) die ihre Sexualität in keine Schublade fassen wollen. Asexuelle Menschen (A) die kein oder kaum Verlangen nach sexueller Interaktion fühlen. Das „+“ deutet an, dass auch diese Bezeichnungen nicht ausreichen, um all jene zu beschreiben, die nicht als gesellschaftliche Norm wahrgenommen und ausgegrenzt werden.

Transfeindlichkeit beschreibt diskriminierende Haltungen, Äußerungen, Übergriffe und Strukturen, die sich gegen Trans*Menschen richten. Damit sind Menschen gemeint, deren Geschlecht nicht dem entspricht, was ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

In unserer Gesellschaft glauben viele Menschen, dass es nur zwei Geschlechter gäbe und diese eindeutig mit bestimmten biologischen Merkmalen (z.B. Genitalien oder Chromosomen) gleichgesetzt werden können. Dies trifft aber auf viele Menschen gar nicht zu, so z.B. bei Trans*Menschen. Sie begegnen daher immer wieder Vorurteilen und ihre Identität wird oft nicht ernst genommen oder sogar aberkannt. Trans*Personen werden aufgrund ihrer Geschlechtsidentität und auch Sexualität häufig nicht als gesellschaftliche Norm wahrgenommen, sind von Diskriminierung betroffen, erleben Übergriffe auf ihre Person bis hin zu Gewalt.