Werner Sylten

(geb. 1863 in Basel, Schweiz – ermordet 1942 in der NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz, Oberösterreich)

„’Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei – aber die Liebe ist die größte’. In solcher Gewissheit lasst uns innig verbunden bleiben und immer neuen Mut und neue Kraft draus schöpfen.“ *

Werner Sylten gab jungen Mädchen in einer Fürsorgeanstalt ein neues Zuhause – später half er Christ:innen, die als Juden: Jüdinnen verfolgt wurden, vor den Nazis ins Ausland zu flüchten.

Von einer liberalen Theologie geprägt, fühlte sich der Pfarrer Werner Sylten insbesondere jenen Menschen verpflichtet, die auf Hilfe und Nächstenliebe angewiesen sind. Ab 1925 leitete er mehrere Jahre lang eine Fürsorgeeinrichtung für sozial gefährdete minderjährige Mädchen in Bad Köstritz. Im Zuge dessen modernisierte der überzeugte Reformpädagoge das Thüringer Mädchenheim durch zahlreiche Ausbildungs- und Freizeitangebote.  

Im nationalsozialistischen Deutschland erhielt Sylten 1936 seine Entlassung, da sein Vater Alfred Sylten – ehemals Silberstein – ein zum Christentum konvertierter Jude war. Als Mitglied der Bekennenden Kirche, die gegen die NS-affine Landeskirchenleitung von Thüringen agierte, leistete Sylten aktiven Widerstand gegen die nationalsozialistische Judenverfolgung. Gemeinsam mit seinem Pfarrerkollegen Heinrich Grüber half er Christ:innen, die nach NS-Gesetzgebung „rassisch“ als Juden:Jüdinnen galten, ins vorerst sichere Ausland zu fliehen. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges konnten so über 1.000 Menschen gerettet werden.  

1941 wurde das von Grüber geleitete illegale Berliner Büro für Fluchthilfe von den Nazis geschlossen. Werner Sylten wurde ins Konzentrationslager Dachau deportiert, um Zwangsarbeit zu verrichten. 1942 wurde er wegen einer Erkrankung mit dem sogenannten „Invalidentransport” nach Hartheim bei Linz gebracht und kurz darauf in der „Euthanasie”-Tötungsanstalt im Schloss Hartheim ermordet. Seine zahlreichen Briefe aus dem KZ sind ein bewegendes Zeugnis des Widerstands. 

* (Auszug aus dem letzten Brief vom 2.8.1942, 10 Tage später im Schloss Hartheim ermordet) 

Briefe Werner Syltens an seine Familie aus dem KZ Dachau, Dez. 1941, Febr. 1942, Aug. 1942 (Privatbesitz Walter Sylten, Berlin), Konzentrationslager & Ermordung – werner-sylten-stiftung.de (17.11.2022). 
 

Credits: Privatbesitz Adelheid Sylten